Die aktuelle Zeit stellt die Gebäudetechnikbranche vor ungeahnte Herausforderungen. Denn politische Entscheidungen beschleunigen die Energiewende auf ungeahnte Weise. Hersteller bauen ihre Produktion für Wärmepumpen aus und fordern damit das Handwerk auf, neue Stückzahlrekorde für den Verbau dieser zu realisieren. Dadurch erhöht sich der Druck auf der ausführenden Seite enorm. Doch welche Hilfestellung wird hier geboten? In Wirklichkeit wenig! Natürlich versuchen die großen Hersteller die Handwerker zu schulen um das Wissen für die Auslegung, die Beratung und den Einbau zu gewährleisten. Aber wie laufen denn Projekte auf der ausführenden Seite ab?
Der Hausbesitzer möchte die beste und günstigste Lösung für seine Immobilie. Der Handwerker versucht natürlich seiner Pflicht nachzukommen, jedoch ist er faktisch mit der operativen Ausführung ausgelastet. An Anfragen fehlt es nicht, dadurch fällt es ihm schwer, bei der aktuellen Verunsicherung der Interessenten eine adäquate Beratung zu garantieren. Die Anlagentechnik bei Wärmepumpen ist weit empfindlicher auf Fehler bei der Auslegung und der Programmierung. Hier ist Expertenwissen gefragt, was noch lange nicht bei allen Gesellen und Meistern vorhanden ist. Gleichzeitig fehlt es an Zeit, um das fehlende Wissen wettzumachen. Die Wertschöpfung befindet sich vorrangig auf der Baustelle beim Verbau der Heizungstechnik.
Das sind aber nicht die einzigen Hürden: Bei der Sanierung einer Heizungsanlage ist das Stresslevel sowohl für den Handwerker, als auch für den Hausbesitzer enorm hoch, da die Bewohner in der Zeit vom Entfernen der Heizung bis zur Inbetriebnahme keine Heizung und noch viel schlimmer, kein Warmwasser zur Verwendung haben. Der Austausch der Heizung auf eine Wärmepumpe benötigt nach Aussage der Handwerkskammer zwischen 10 - 15 Tagen. Wie erwähnt, liegen in dieser Zeit die Nerven auf beiden Seiten blank. Danach darf sich der Hausbesitzer als stolzer Besitzer einer nachhaltigen Heizung erfreuen, der Handwerker geht das nächste Projekt an und wird mit den gleichen Problemen erneut konfrontiert.
Keine goldenen Zeiten für das Handwerk, wie wir finden!
Deshalb darf die Last nicht auf dem Handwerk allein liegen. Die Lösung für diese Probleme liegt in der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handwerk. In der Industrie ist dies nichts Neues, es nennt sich Standardisierung, verbunden mit Vorfertigung. Auf dem Bau ist mit den Schlagworten "modulares Bauen" oder "serielles Sanieren" nichts anderes gemeint.
Jedoch gibt es Regeln dafür, die entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind:
1. Regel: Die Industrie darf hier nicht einfach konstruieren und dann das Handwerk vor vollendete Tatsachen stellen. Im Gegenteil, das Handwerk muss befragt werden: "was fällt euch schwer und wo kann die Industrie euch unterstützen?" Jedoch seid euch bitte bewusst, hier liegt die Pflicht auf beiden Seiten. Liebes Handwerk, bringt euch ein und macht Vorgaben! Die Industrie darf sich im Gegenzug nicht überheblich verhalten, denn die Handwerkerstunde ist mehr wert denn je! Wenn euer Produkt nicht intuitiv genug ist, ihr zu wenig Service oder keine Hilfestellung bei der Auslegung bietet, wird vom Handwerker über kurz oder lang ein anderer Hersteller verbaut.
2. Regel: Jeder muss finanziell profitieren, ohne dass Industrie, Handwerk oder Hausbesitzer draufzahlen! Die Branche muss lernen, sich zu optimieren. Wenn vorher ein Handwerker an einer Anlage in 10 Tagen profitiert hat, wird er in Zukunft an drei Anlagen in derselben Zeit verdienen. Jedoch wird der Gewinn nicht um Faktor 3 höher! Modularisierung kostet ebenfalls Geld, ist aber eine WIN-WIN Situation wenn jedem dabei mehr bleibt als vorher. Ein Wärmepumpenhersteller wird mehr Wärmepumpen verkaufen, allerdings auch hier nicht dreimal so viel verdienen. Ohne diese Einschränkung wird es nicht gehen.
3. Regel: Wie kann dabei trotzdem auf die Wünsche der Kunden eingegangen werden? Das ist ein Thema der Digitalisierung. Die Daten, die einmal bei der Bestandsaufnahme erhoben wurden, dienen nicht nur zur Auslegung, sondern auch zur Konfiguration der Anlage. Durch die Standardisierung eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten der Bedienung, sowie der Optimierung anhand des Benutzerverhaltens. Durch performante Hardware können 30 % an Effizienz gehoben werden, durch Software ein Vielfaches davon, jedoch nur, wenn die Hardware als System betrachtet wird und nicht nur die Einzelkomponente.
Also muss ein standardisiertes Produkt, welches sich gegen den konventionellen Heizungsbau durchsetzen will, einiges mitbringen. Es muss einfach und schnell zu installieren sein, verschiedene Gewerke zeitlich voneinander entkoppeln, platzsparend und intuitiv zu bedienen sein und natürlich muss der Preis für alle Beteiligten passen. Das ist tricky und wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum solche Lösungen so rar sind. Wir bei smart cube 360 können ein Lied von dieser Problematik singen. Durch die Brille des anderen kucken, auch "design thinking" genannt, konnten wir Stück für Stück den Markt und alle Beteiligten verstehen. Unsere Produkte betrachten alle Prozesse in einem Projekt und unterstützen dabei charmant.
Folgend ein exemplarischer Ablauf beim Heizungstausch.
Herr Mayr interessiert sich an einer Wärmepumpe im Tausch gegen seine aktuelle Gastherme und vereinbart mit seinem Heizungsbauer des Vertrauens einen Termin zur Besichtigung des Bestandes. Er möchte eine Einschätzung und ein Angebot des Handwerkes bekommen.
Nach Terminvereinbarung kommt dieser mit einem smart pad in der Hand zu ihm nach Hause und nimmt alle relevanten Daten, wie z.B. Baujahr, letzte energetische Sanierung, aktueller Gasverbrauch, Heizkörpergrößen usw., mit einer App auf. Diese Daten berechnen direkt die Heizlast und geben bereits einen Ausblick über den Stromverbrauch der neuen Wärmepumpe. Es wird direkt ein Produkt empfohlen, welches der Heizungsbauer auf Verfügbarkeit prüfen kann. Dies ermöglicht ihm bereits beim ersten Besuch eine adäquate Beratung und ein Angebot direkt auszustellen. Falls sich Herr Mayr nun entscheidet den Heizungstausch zu beauftragen, muss der Heizungsbauer nur noch auf "Bestellen" klicken.
Bei der Ausführung sind alle Schnittstellen auf der Baustelle so gelegt, dass die verschiedenen Gewerke zeitlich voneinander entkoppelt sind. Ein wichtiger Bestandteil ist zum Beispiel die Anschlussbox: sie besteht aus einem hydraulischen Teil, das in die Bestandverrohrung integriert wird und einem elektrischen Teil, welches die Absicherung der Wärmepumpe und die Verbindung zum Internet über ein Gateway herstellt. Diese Box ist in wenigen Stunden in den Bestand integriert und bringt mehrere Vorteile mit sich. Die Bestandsheizung wird durch das Anschließen smart home fähig und bei der späteren Integration der Wärmepumpe, muss die Heizung nicht abgeschaltet werden. Nach in Betrieb nehmen der Wärmepumpe ist einen Hybridbetrieb möglich, der abhängig von Öl, Gas und Strompreisen entscheidet, mit welcher Quelle günstiger geheizt wird.
Mit der vorgefertigten Heizungszentrale, heat cube oder outdoor cube wird innerhalb eines weiteren Tages die Wärmepumpe installiert. Der outdoor cube wird auf das fertige Fundament gesetzt und wird elektrisch wie hydraulisch an die Anschlussbox angeschlossen. Nach Befüllung der Anlage wird sie über das Gateway mit der Cloud verbunden. Nun konfiguriert sich der Cube mit den einst erhobenen Werten der Bestandsaufnahme selbst und arbeitet selbst ein Prüfprotokoll ab, um zu sehen, ob alles richtig verbunden ist. Hier muss der Heizungsbauer lediglich den Anweisungen folgen. Natürlich lässt sich jeder cube auch standalone ohne weiteren Wärmeerzeuger betreiben und auch ohne die Anschlussbox integrieren.
Nach erfolgreicher Inbetriebnahme bekommt der Heizungsbauer online die Nachricht, dass die Heizung läuft und er seine Rechnung stellen kann. Durch die Web-App kann er alle Anlagen verwalten, analysieren und fernwarten.
Unseres Erachtens nach wird der digitale Zwilling in der Gebäudetechnik ein wichtiger Bestandteil, um Anlagen effizient zu betreiben und von Projekteanfang bis hin zum Betrieb den Handwerker und den Kunden unterstützt.
Was wir mit diesem Blogbeitrag erzählen wollen, sind zwei Fakten: Um einen wirklichen Mehrwert durch modulares Bauen zu generieren, sollten wir versuchen zu verstehen, wo die Probleme der Zielgruppen liegen und wie diese durch Standardisierung und Modularisierung zu beheben sind. Das Thema ist wahnsinnig komplex, wird aber die einzige Möglichkeit sein, um die Ziele unserer Regierung in dieser kurzen Zeit zu erreichen. Denn aktuell werden 220 tausend Wärmepumpen jährlich verbaut, ab nächstes Jahr sollen es bereits 500 tausend sein und ab 2028 liegen wir bereits über 800 tausend. Diese Anzahl ist mit einer konventionellen Methode und der aktuellen Anzahl an Handwerkern nicht zu verbauen!
Lasst uns zusammen an einem Strang ziehen um CO² Emissionen schnellstmöglich zu reduzieren!
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